Magyar Vizsla – Rasseporträt

Vorwort

Dies ist mein zweiter Anlauf, ein Porträt der Hunderasse Magyar Vizsla ins Netz zu stellen. Den ersten Anlauf hatte ich im Obedience-Forum von Sarahsahni (Anette Manzius und Martin Liebenau) unternommen. Ich sah mich dann aber durch das Verhalten der Betreiber veranlasst, meine Mitgliedschaft dort zu beenden. Als Konsequenz daraus wurden alle meine Beiträge gelöscht.

Magyar Vizsla Sammy

Magyar Vizsla Sammy: Der will nur spielen…

Rasseporträt Magyar Vizsla

Zwar sind Magyar Vizsla auf Hundeplätzen und im Alltag heute öfter zu sehen, dennoch ist es keine Hunderasse wie andere. Magyar Vizsla sind Jagdhunde. Die Rasse stammt ursprünglich aus Ungarn, es gibt aber auch in Deutschland Züchter. Diese sind im VUV (Verein ungarischer Vorstehhunde) zusammengeschlossen, der dem VDH (Verband für das Deutsche Hundewesen), dem Jagdgebrauchshundverband und auf internationaler Ebene der FCI (Fédération Cynologique Internationale) angehört. Soll ein Magyar Vizsla in Deutschland auf jagdlichen Prüfungen geführt werden, muss er Papiere der genannten Organisationen haben.

Den offiziellen Rassestandard möchte ich hier nicht zitieren, er kann u. a. bei viszla.de nachgelesen werden. Interessant ist, dass es eine kurzhaarige Magyar Vizsla-Variante, den UK (Ungarisch Kurzhaar), und eine drahthaarige Magyar Vizsla Variante, den UD (Ungarisch Drahthaar), gibt. Der UD entstand durch Kreuzung des UK mit dem Deutsch Drahthaar und entspricht vom Wesen her dem UK (zumindest laut Rassestandard). Ich beziehe mich in allen meinen Aussagen immer auf den UK, da ich nur diese Variante gut genug kenne.

Warum ein Magyar Vizsla?

Wie kommt man nun also als Otto Normalverbraucher zu einem Jagdhund, der sich anders als andere Jagdhunderassen wie Golden Retriever oder Labrador Retriever, die – zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung – längst zu Familienhunden geworden sind, auch heute noch im jagdlichen Einsatz bewähren muss? In meinem Fall über einen „Umweg“ namens Luca, ein Pointer-Mischling aus dem Tierheim. Ehe wir Luca aus dem Tierheim zu uns nahmen, hatte ich mich umfassend über die Anforderungen informiert, die ein Jagdhund u. U. an seine Besitzer stellt. Da ich mit Luca sehr gut zurechtkam und es mir Spaß machte, mit ihm zu „arbeiten“, wollte ich auf jeden Fall wieder einen Hund mit vergleichbaren Eigenschaften, nachdem wir uns von Luca getrennt hatten. (Luca war leider unheilbar krank und sollte eingeschläfert werden.)

Pointer-Mix Luca

Pointer-Mix Luca

Bei meinen Recherchen im Internet stieß ich schließlich auf die Rasse Magyar Vizsla. In den Rassebeschreibungen sprachen mich vor allem Eigenschaften wie Anhänglichkeit, Führerbezogenheit, schnelle Auffassungsgabe usw. an. Vom Aussehen der Hunde war ich weniger angetan, gingen meine diesbezüglichen Vorlieben damals doch eher in Richtung Deutsch Kurzhaar (Schwarz- oder Braunschimmel). Da mir jedoch von den verschiedenen Schilderungen her der Jagdtrieb des Magyar Vizsla am ehesten beherrschbar erschien, wurde es schließlich auch ein Magyar Vizsla.

Ein Argument, das ich im Zusammenhang mit Jagdhunden oft höre, ist, dass nur ein Jäger sie wirklich artgerecht auslasten könne. Schauen wir uns mal einen „Jäger der alten Schule“ an: Er hält seine Hunde im Zwinger – für die meisten Vizsla undenkbar! Er geht eben nicht täglich mit dem Hund zur Jagd. Was macht er dann, um ihn auszulasten? Oftmals gar nichts! Ein engagierter Nicht-Jäger kann einem Jagdhund mehr Auslastung bieten, ein engagierter Jäger und Hundeführer natürlich ebenso, das bleibt unbestritten. Wichtig ist in jedem Fall, sich ausreichend und artgerecht mit seinem Hund zu beschäftigen!

Magyar Vizsla Sammy mit Dalmatiner Pino

Erstes Foto von Magyar Vizsla Sammy mit Dalmatiner Pino

Jagdähnliche Aktivitäten

Dass ein Magyar Vizsla nicht einfach nur Familienhund sein konnte wie etwa mein Dalmatiner Pino, war mir von Anfang an klar. So brachte ich Sammy neben Grundkommandos wie Sitz, Platz oder Komm und dem Gehen an der lockeren Leine auch das Apportieren auf Befehl bei.

Wir übten das Apportieren unter Anleitung mit einem Futterdummy bzw. Futterbeutel, aus dem Sammy stets fressen durfte, sobald er ihn mir gebracht hatte. Dabei war er anfangs an der Schleppleine, damit er nicht mit dem Beutel das Weite suchen konnte. Der Beutel wurde zunächst geworfen und Sammy rannte zu ihm hin. Später musste er auf mein Kommando warten, ehe er hinrennen durfte. Schließlich blieb er beim Werfen auch ohne Leine zuverlässig neben mir sitzen und brachte mir den Beutel auf Befehl stets zurück.

Vom reinen Bringen steigerten wir uns bald auf das Suchen und Bringen. Zu diesem Zweck wurde der Beutel versteckt – anfangs unter Laub oder im Gebüsch, später auch im Schnee vergraben. Sammy musste gar nicht beigebracht werden, dass er den Beutel zu suchen hatte, das war ihm direkt klar. Mit dem Auffinden des Beutels hatte er nie Probleme und brachte ihn mir immer ganz stolz. Er wusste ja, dass er dann daraus fressen durfte. Nach seiner Beute (Futter) war er richtig gierig!

Am Waldrand oder im Wald war Sammy beim Suchen immer an der Schleppleine, um ihn bei einem möglichen Wildkontakt sicher unter Kontrolle zu haben.

Mit dem Suchen und Bringen oder auch Hetzen hatten wir bereits Sammys größte Leidenschaften abgedeckt, da man dieses Spiel auf vielfältigste Art und Weise variieren kann. So kamen als „Beute“ neben dem Futterdummy bald auch ein Ball, herkömmliche Dummys (also ohne Futterinhalt), ein Hundefrisbee usw. zum Einsatz. Am spannendsten fand Sammy dabei den Ball, der schnell hüpfen und vermeintlich Haken schlagen konnte. Den Ball konnte man auch suchen und bringen, nachdem er z. B. im Wasser gelandet war. Bachläufe wurden so schnell mit zu Sammys Lieblingsplätzen, zumal er auch unter Wasser suchte. Nach und nach dehnten wir auch seinen Suchradius aus, sodass er schließlich einen ganzen Skihang nach einem Zielgegenstand absuchen konnte.

Interessant bei Sammy war, dass er lange Zeit zum Suchen ausschließlich die Nase einsetzte. Er schaute also nie, wo ein geworfener Dummy, Ball usw. landete! Das änderte sich aber im Laufe der Zeit. Später schaute er zuerst und setzte danach ggf. die Nase ein, wobei er sich in alle Richtungen orientierte, also auch nach oben hin. So fand er z. B. auch ein Zielobjekt im Baumgeäst.

Magyar Vizsla Sammy sucht

Wo ist die Beute?

Ich beschäftigte Sammy fast bei jedem Spaziergang, wobei es gar nicht immer viel Beschäftigung brauchte. Er war zufrieden, wenn er regelmäßig meine Aufmerksamkeit bekam. Er lief zwar gerne voraus, drehte sich aber stets zu mir um, um mein OK einzuholen bzw. zu schauen, was ich mache. Die intensive Beschäftigung mit ihm führte dazu, dass er das Interesse an Wild im Laufe der Zeit weitgehend verlor. Selbst Vögel, die ursprünglich seine große Passion waren, interessierten ihn kaum noch.

Auch als sein Interesse an Wild noch größer war, war er beim direkten Wildkontakt immer gut kontrollierbar. Wir hatten es mit Füchsen, Rehen und Hasen zu tun, die in seiner (unmittelbaren) Nähe auftauchten und dann flüchteten. Er wollte zwar jeweils zur Verfolgung ansetzen, kam aber auf mein Kommando hin sofort zu mir. Beim Kontakt mit einem Fuchs, unser allererster direkter Wildkontakt, hatte ich instinktiv einen Ball hinter mich geworfen, also in die dem Fuchs entgegengesetzte Richtung. Sammy lief damals direkt dem Ball hinterher.

Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass Sammy sich beim Suchen durch nichts ablenken ließ. Wenn er z. B. einen Gegenstand suchte, den ich zuvor in der Hand gehalten hatte, suchte er genau danach und änderte nicht zwischendurch das Zielobjekt. Traf er also beim Suchen auf Wild, bemerkte er das u. U. nicht einmal bzw. ignorierte es (das war tatsächlich so). Die Suche konnte ich nach einigem Üben durch ein Kommando unterbrechen, etwa wenn ein Auto den Feldweg entlang raste.

Magyar Vizsla Sammy im Jagdfieber

Auf der „Jagd“

Hundesportliche Aktivitäten

Neben jagdähnlichen Aktivitäten, denen wir bei Spaziergängen nachgingen, wurde Sammy von Anfang an auch hundesportlich ausgebildet. Wir besuchten Welpenkurse, Junghundekurse, nahmen Einzelunterricht in einer Hundeschule und legten 2007 erfolgreich die Begleithundeprüfung ab. Danach wurde Sammy im Obedience-Sport ausgebildet und wir starteten erfolgreich bei Obedience-Prüfungen. 2010 erreichten wir bei der swhv-Verbandsmeisterschaft in Klasse 2 den 5. Platz und wurden in dieser Klasse auch Kreisgruppenmeister (swhv-Kreisgruppe 10). 2012 gelang uns schließlich der Aufstieg in die höchste Obedience-Klasse 3.

Sammy lernte schnell, in der Regel verstand er bereits beim zweiten oder dritten Versuch, was von ihm erwartet wurde. Leider lernte er alles schnell, also auch das, was ich ihm gar nicht beibringen wollte. Das konnte manchmal zum Problem werden!

Ein wichtiger Aspekt, der bei der Ausbildung zu berücksichtigen ist, ist der „Will to please“ des Vizsla. Dieses Bemühen, es dem Hundeführer recht zu machen, zeigt fast jeder Vizsla. Dabei kommt zugleich auch seine Sensibilität (Empfindsamkeit) ins Spiel. Was bedeutet das genau? Ein Vizsla möchte normalerweise seinem Hundeführer gefallen und ist daher bemüht, möglichst alles richtig zu machen. Man muss ihn aufgrund seines feinfühligen Wesens immer wieder darin bestärken, dass er es richtig macht. Bekommt er kein entsprechendes Feedback, wird er schnell unsicher – bis hin zu dem Punkt, an dem er lieber gar nichts mehr als etwas vermeintlich Falsches macht.

Magyar Vizsla Sammy mit Dummy

Ich tue alles für dich!

Aufgrund dieser Schilderung ist es nicht schwer, sich auszumalen, welche Folgen eine unfreundliche Behandlung des Hundes hat: Er ist schnell verunsichert und gerät u. U. regelrecht in Panik (Hilfe, ich habe etwas falsch gemacht!). Um diesen Zustand herbeizuführen, kann schon ein böser Blick des Hundeführers genügen. Eine grobe Behandlung mit Anbrüllen, Schimpfen oder gar Schlagen wird also beim Vizsla selten zum Ziel führen. In der hundesportlichen Ausbildung ist es oftmals am besten, Fehler einfach zu ignorieren, und es anschließend noch einmal zu versuchen.

Der Magyar Vizsla ist im Übrigen auch wegen dieser seiner Art bei manchen heimischen Jägern als Weichei verschrien. Dabei ist es einfach nur so, dass er die eine oder andere mittelalterliche Ausbildungspraktik nicht toleriert. Ungarische Jäger, die sich diese Rasse ja gezielt so gezüchtet haben, scheinen ihre Hunde anders auszubilden und zu führen (ohne dies selber beurteilen zu können).

Zusammenfassend kann man sagen, dass man es beim typischen Magyar Vizsla mit einem Jagdhund zu tun hat, der hoch im Trieb durch (fast) nichts von seinem Ziel abzuhalten ist. Sammy raste z. B. auf der Jagd nach seinem Ball mühelos auch durch ein Dornengebüsch (war uns leider mehrmals passiert). Er braucht in der Ausbildung jede Menge positiven Input und sehr wenig negativen. Ein klares Nein wird ein typischer Vizsla selten infrage stellen. Dabei lernen Vizsla schnell, und zwar alles. Man sollte also möglichst genau wissen, was man tut und was man seinem Hund wie beibringen möchte. Das setzt voraus, dass man sich gut unter Kontrolle hat, vor allem auch die eigene Körpersprache.

Der Magyar Vizsla im Alltag

Nachdem ich nun auf jagdähnliche und hundesportliche Aktivitäten eingegangen bin, die sich ja überwiegend draußen abspielen, möchte ich zuletzt noch ein wenig davon erzählen, wie sich der Alltag mit einem Magyar Vizsla gestaltet. Grundsätzlich sind die meisten Magyar Vizsla quirlige, lebhafte Typen, immer gut gelaunt und oftmals sehr drollig. Sie sorgen immer für gute Stimmung und bringen einen zum Lachen.

An klare Regeln, die konsequent durchgesetzt werden, hielt Sammy sich zu 100 Prozent. Das machte das Zusammenleben mit ihm sehr angenehm. Wenn mir seine quirlige Art, die er oft (sehr oft) durch entsprechende Lautäußerungen unterstrich, zu viel wurde, schickte ich ihn einfach mit dem entsprechenden Befehl an seinen Platz. Danach war Ruhe. Lautäußerungen bedeutet nicht unbedingt Bellen, gebellt wurde hauptsächlich, um Besucher anzuzeigen oder etwas zu fordern. Insgesamt recht wenig. Dafür beherrschte Sammy ein breites Spektrum von Quäk-, Fiep- und sonstigen Lauten, die er zur Kommunikation einsetzte. Dieses Gehabe konnte mitunter etwas nervig werden.

Magyar Vizsla Sammy mit hängender Zunge

Genug Action für den Moment

Sammy blieb problemlos auch mal alleine, was allerdings sehr selten vorkam, da fast immer Pino und später Buck und Yogi bei ihm waren. Wir hatten aber auch den Fall gehabt, dass Sammy alleine auf meine Rückkehr warten musste, sogar im Ausland. Das war kein Problem! In diesem Zusammenhang fällt mir ein, dass Pino als Junghund, wenn er alleine zu Hause war, sehr viel kaputt gemacht hatte. Gleiches gilt für Buck und Yogi, aber nicht für Sammy!

Sammy ging auf alle Menschen (auch Kinder) offen, freundlich und unerschrocken zu. Auch Hunden gegenüber war er immer freundlich, ganz gleich, welches Geschlecht sie hatten und ob sie kastriert waren oder nicht. Nachdem er allerdings zwei Mal von Hunden angegriffen und verletzt worden war, konnte es sein, dass er sich manchen fremden Hunden gegenüber etwas ängstlich verhielt. Auch konnte es sein, dass er, wenn er provoziert wurde, aggressiv reagierte. Vor den Beißvorfällen hatte er sich dazu nie hinreißen lassen, sondern ging jedem Streit aus dem Weg.

Nachdem 2012 zuerst Buck das Hundeduo aus Pino und Sammy zum Trio erweitert hatte, Pino später gestorben und durch Yogi ersetzt worden war, lernte Sammy, sich anderen Hunden gegenüber durchzusetzen und ließ sich von fremden Hunden nichts mehr bieten. Auf Provokationen reagierte er dementsprechend unfreundlich.

Magyar Vizsla Sammy nimmt den direkten Weg

Ich gehe direkt auf die Dinge zu…

Unbekanntem gegenüber war Sammy vorsichtig, aber nicht ängstlich. Seine umsichtige Herangehensweise wurde manchmal als Ängstlichkeit gedeutet, das traf aber nicht zu. Es konnte auch sein, dass er Unbekanntes erst einmal verbellte, ehe er sich der Sache dann ganz langsam näherte – immer bereit, schnell zu reagieren, falls ihm doch Gefahr drohen sollte. Was genau ihm unbekannt erschien, konnte dabei manchmal recht lustig sein. In einem Fall war es eine Ananas mit Blättern, die heftigst verbellt wurde. Weiterhin kann ich mich noch an eine im Wind flatternde Plane und eine umgekippte Regentonne mitten auf unserem Spazierweg erinnern. Solche Situationen waren aber sehr selten und kamen in Sammys letzten Lebensjahren nicht mehr vor.

Gesundheit, Pflege und Ernährung

Es gibt bisher keine rassetypischen Krankheiten beim Magyar Vizsla. Wie bei allen größeren Hunden kann HD vorkommen. Die Ohren sollten regelmäßig gereinigt werden. Bindehautentzündungen können gelegentlich vorkommen, manche Magyar Vizsla leiden auch chronisch daran. Ebenfalls nicht unbekannt ist trockene Haut, die sich in Schuppen äußern kann. Die Ursache hierfür kann das Futter sein, sodass eine Futterumstellung versucht werden sollte. Oftmals ist das Problem dann gelöst.

Sammy selbst litt zeitlebens an einer Autoimmunerkrankung, die mit einer Arthritis in den Zehen einherging. Mehr dazu habe ich hier geschrieben. Diese Krankheit ist nicht vizslatypisch, scheint aber öfter bei Hunden aufzutreten. Allein mein Tierarzt behandelte seinerzeit mehrere Fälle, darunter auch ein Border Collie.

Was die Pflege angeht, so ist diese kaum der Erwähnung wert. Das extrem kurze Fell ohne Unterwolle nimmt Schmutz kaum auf bzw. hält ihn kaum fest. Wenn es draußen nass war, mit einem Handtuch die Pfoten abtrocknen, kurz über Kopf, Rücken und Bauch gehen und fertig! War Sammy mal im Matsch unterwegs, war der Schmutz, bis wir wieder zu Hause waren, meistens schon wieder weg. Normalerweise vermied er es ohnehin, sich dreckig zu machen – um Misthaufen und Ähnliches machte er einen großen Bogen bzw. ließ sofort davon ab, wenn ich es ihm signalisierte. Anders als manche anderen Hunde hatte er auch keine Vorliebe für auf Wiesen ausgebrachte Gülle. Er hätte sich darin niemals gewälzt!

Bei der Ernährung war Sammy durchaus anspruchsvoll. Wie viele Vizsla neigte er dazu, sehr schlank zu sein. Ich musste mir lange anhören, ob ich ihn verhungern lasse, dabei fraß er wie ein Scheunendrescher. Dadurch, dass diese quirligen, hibbeligen Zappelphilippe ein so hohes Aktivitätsniveau aufweisen, verbrauchen sie offensichtlich sehr viel Energie. In den ersten Jahren war meine einzige diesbezügliche Sorge, mit was ich Sammy noch „vollstopfen“ könnte, damit er an Gewicht zulegte. Er bekam zeitweilig sogar Rinderfettpulver ans Futter gemischt!

Durch die Umstellung von Trockenfutter auf rohes Futter (rohes Fleisch, püriertes Gemüse usw.) wurde alles besser. Vom Trockenfutter hatte Sammy oft Blähungen und Durchfall bekommen, wobei ich inzwischen weiß, dass das auch daran lag, dass er Hafer nicht vertrug, der in manchen, vor allem auch manchen hochwertigeren Trockenfuttersorten enthalten ist. Nach einigen Jahren der Rohfütterung kehrte ich nach und nach wieder zum Trockenfutter zurück, allerdings zu kaltgepressten Sorten, die im Magen nicht aufquellen. Diese scheinen auch für die Zahngesundheit besser zu sein als herkömmliche Trockenfuttersorten, denn nach einem mehrmonatigen Ausflug in diese billigere Futtervariante bildete sich bei Sammy so starker Zahnstein, dass ich diesen schließlich beim Tierarzt entfernen lassen musste.

Mein Fazit

Der Magyar Vizsla ist in der Regel ein toller Familienhund, anhänglich, lieb und immer gut gelaunt, er kann aber niemals nur Familienhund sein. Es ist unverzichtbar, ihn mit jagdähnlichen und/oder hundesportlichen Aktivitäten auszulasten, bevorzugt mit Aktivitäten, bei denen er seine Nase und seinen Kopf einsetzen muss. Joggen, Radfahren oder im Hundesport THS oder Agility verbessern vor allem seine Kondition, lasten ihn aber u. U. geistig zu wenig aus. Er wird dann möglicherweise nicht zufrieden sein und anfangen, Fehlverhalten, evtl. auch unkontrolliertes Jagdverhalten, zu entwickeln. Ich habe schon von Magyar Vizsla gehört, die – wohl aufgrund andauernder Unterforderung – regelmäßig die heimische Wohnung umdekorierten.

Was man wissen sollte: Ein Magyar Vizsla fordert sehr viel Aufmerksamkeit. Bekommt er diese dauerhaft nicht, verkümmert er. Wer nicht bereit ist, sein Leben um den Vizsla herum zu gestalten, sollte sich lieber keinen anschaffen.

Magyar Vizsla Sammy

Sammy, mein Ein und Alles

Zu guter Letzt…

Wie immer gibt es auch Ausnahmen von der Regel: Während ich Sammy als ziemlich typischen Vizsla einschätze, gibt es auch deutlich härtere Vertreter dieser Rasse, die unsensibler und eigensinniger sind. Diese brauchen klare Ansagen, die dann manchmal auch weniger freundlich durchgesetzt werden. Sie sind möglicherweise auch mit Artgenossen, gelegentlich sogar mit Menschen, unverträglich und können sehr aggressiv reagieren. Damit einher geht bei solchen Exemplaren u. U. ein unbändiger Jagdtrieb, der einen Nicht-Jäger wahrscheinlich zur Verzweiflung treiben wird.

Das Gegenteil kommt auch gar nicht so selten vor: ängstliche Hunde, die Angst vor ihren Artgenossen, vor fremden Menschen und eigentlich so ziemlich allem haben. Auf Vizsla- oder Jagdhundetreffen verstecken sie sich oftmals hinter ihren Besitzern und wollen von den anderen Hunden nichts wissen. Sie schleichen mit eingekniffenem Schwanz herum und schnappen manchmal auch zu, wenn sie sich bedrängt fühlen. Eine solche Hündin ging Pino bei einem Treffen mal an die Gurgel, was aber nicht wirklich ernst gemeint war.

Dalmatiner Pino wird von Magyar Vizsla abgewehrt

Pino bekommt sein Fett weg

Mehr Fotos meines Magyar Vizsla Sammy sind im Hundefoto-Blog zu finden.