Sammys Team-Balance-Prüfung 2011

Altrip, 20. April 2011
Ergebnis: Bestanden

Am Dienstag, den 19. April, fuhr ich mit beiden Hunden, Sammy und Pino, nach Altrip, um am darauffolgenden Tag mit Sammy bei unserer ersten Team-Balance-Prüfung zu starten, die zugleich die erste Team-Balance-Prüfung im Südwestdeutschen Hundesportverband (swhv) war. Organisiert wurde die Prüfung von Rainer Sydow vom Altriper Hundesportverein.

Team-Balance ist ein Ausbildungsprogramm für Erziehung und Sport. Der Mensch bzw. Teamführer lernt, durch Kommunikation und Motivation seine Ziele auf spielerische Art und Weise in Motivationen des Hundes umzuwandeln, sodass dieser lustvoll mitarbeitet.

Bei Team-Balance steht das Wie des Umgangs mit dem Hund und das Wie der Vermittlung im Vordergrund, nicht die formalen Anforderungen. Aus Mensch und Hund wird ein Team gebildet. Der Mensch lernt dabei, den Hund zu verstehen und sich ihm mitzuteilen. Er lernt, ihn zu motivieren, mit ihm zu spielen und gemeinsam Aufgaben zu bewältigen. Der Hund wiederum lernt den Menschen als verständnisvolle Führungspersönlichkeit kennen. Aus hundesportlicher Sicht ist ein wichtiges Ziel die Unablenkbarkeit beim Ausführen von Aufgaben.

Aufgrund der längeren Anfahrt hatte ich beschlossen, schon am Vortag zur Prüfung anzureisen und vor Ort im Zelt zu übernachten. Das Zelt baute ich am Rande des Hundeplatzes auf, sodass es am Prüfungstag stehen bleiben konnte und nicht stören würde. Nach einer kurzen Nacht stand ich am Tag der Prüfung um sechs Uhr auf und machte mit beiden Hunden einen Morgenspaziergang entlang des Rheins (der Hundeplatz liegt direkt am Fluss). Auf dem Hundeplatz trafen bald darauf die fleißigen Helfer des Vereins ein, sodass ich mit anderen Startern zusammen frühstücken konnte.

Die Prüfung fing um ca. 9.30 Uhr an und damit später als geplant. Die lange Warterei vergrößerte meine Nervosität noch zusätzlich. Wie alle anderen Starter auch hatte ich noch nie an einer Team-Balance-Prüfung teilgenommen und wusste deshalb nicht wirklich, was auf Sammy und mich zukommen würde. Vor dem eigentlichen Beginn der Prüfung durften alle Teams mit Hund das Vorführfeld betreten, um den Hund mit dem für das Basisspiel verwendeten Fremdobjekt (hier ein großer Würfel mit Öffnungen, durch die Welpen schlüpfen können) vertraut zu machen. Anschließend wurde es dann ernst…

Eine Team-Balance-Prüfung umfasst drei Teile mit vorgegebenen Übungen, für die bestimmte Zeitvorgaben gelten. Zunächst absolvieren alle Teams Teil 1, anschließend Teil 2 und schließlich Teil 3. Bei der Prüfung in Altrip waren drei Juroren eingesetzt, nämlich Prof. Ekard Lind für die Bewertung des Teamführers, seine Frau Helenira für die Bewertung des Hundes sowie Sandra Hekel-Würth für die Bewertung der formalen Aspekte. Nachdem ein Team einen Prüfungsteil ausgeführt hat, stellt es sich dem Urteil der Juroren, die detailliert für jede Übung die Leistung des Teamführers, des Hundes sowie die Regeltreue bewerten. Mögliche Noten sind „V“ für Vorzüglich, „B“ für Bestanden und „U“ für Ungenügend. Am Ende der Prüfung erfolgt dann die Auswertung der einzelnen Noten, um die Gesamtnote zu ermitteln.

In Teil 1 führt jedes Team folgende Aufgaben aus: Einstimmen, Start und Basisspiel, Kontaktspiele und Beißhemmung, Anhalten und 6 Haltungswechsel (Steh-Sitz-Platz) sowie die folgenden drei Gruppenübungen: Reizbewältigung, Bindung, Erziehung; Begegnung; Fremdobjekt-Toleranz.

In Teil 2 führt jedes Team folgende Übungen aus: Einstimmen (optional), Stimulation ohne MO (= Motivationsobjekt), Futterspiel, Beutespiel, Zurückbringen und Beutetausch, 3 mal Aus, Paradeübung und Herankommen sowie Spiel und Stopp.

In Teil 3 befinden sich alle Teams in zwei Gruppen abwechselnd im Korridor und im Vorführfeld und führen Gruppenübungen aus. Dabei geht es um Sozialisation: innerartlich und zwischenartlich; Führigkeit, Begegnungen, Unablenkbarkeit, Fremdobjekt-Toleranz; Spiel-Appetenz (= Spiellust und -annahme). Eine Gruppe stellt sich im Korridor in einer Gasse auf, das zweite Team durchquert die Gasse, stellt sich im Vorführfeld auf und spielt dort mit dem Hund. Anschließend tauschen die Teams die Rollen.

Die Prüfung findet in einem drei Bereiche umfassenden Feld statt: Im Einstimmungsbereich wird der Hund vorbereitet, i.d.R. durch ein Futter- oder Beutespiel. Dabei handelt es sich um einen freien Bereich vor dem Korridor. Durch den Korridor, der an beiden Seiten durch ein kniehohes Band begrenzt ist, betritt jedes Team das Vorführfeld, in dem die Übungen ausgeführt werden (Ausnahme Paradeübung, für die der Korridor mitgenutzt wird). Auch das Vorführfeld ist durch ein Band begrenzt, aus dem im hinteren Bereich ein Ausgang ausgespart ist. Verlässt ein Hund Korridor oder Vorführfeld, ist die Prüfung für das betreffende Team beendet.

Teil 1

Noch bevor Sammy und ich selber in Teil 1 an der Reihe waren, mussten wir uns im Vorführfeld aufstellen, um das dort vorführende Team bei der Gruppenübung Fremdobjekt-Toleranz durch ein Spiel zu „stören“. Das hatte den Vorteil, dass dadurch meine Nervosität stark nachließ, weil ich so ja schon einmal Prüfungsluft schnuppern konnte, ohne dass es für mich dabei um etwas ging. Anschließend verließen wir das Vorführfeld wieder und stellten uns im Einstimmungsbereich auf. Dort wird der Hund für die erste Übung abgeleint.

Nach den mir schier endlos vorkommenden Jurorenkommentaren zum Vorgängerteam waren schließlich wir mit Startnummer 10 (von 14) an der Reihe. Ich stimmte Sammy in einem Futterspiel mit einem „leckeren“ Stück getrocknetem Pansen ein, durchquerte im schnellen Schritt den Korridor und begab mich zu dem für das Basisspiel hingestellten Fremdobjekt im Vorführfeld. Die Zeitvorgaben für das Einstimmen sind maximal 30 Sekunden, für Start und Basispiel (Start, Einlaufen und Basisspiel) maximal 40 Sekunden. Beim Basisspiel bringt der Teamführer den Hund neben dem Fremdobjekt in Position (Steh, Sitz oder Platz), begibt sich vor dem Objekt auf Augenhöhe zum Hund (durch Hinsetzen oder -kauern), gibt ein Auslösesignal und anschließend springt der Hund über das ausgestreckte Bein des Teamführers, läuft zwischen dessen Rücken und dem Objekt um ihn herum, schlüpft unter dessen angewinkeltem Bein durch und wiederholt diesen Ablauf anschließend in der anderen Richtung. Wichtig dabei ist es, auf Augenhöhe und körpernah zu spielen. So erlebt der Hund den Teamführer als gleichwertigen Spielpartner und zeigt sich sowohl dem Teamführer als auch dem Fremdobjekt gegenüber unbefangen. Gleichzeitig wird die Bindung gestärkt und der Hund tankt Selbstvertrauen.

Sammy führte das Basisspiel formal korrekt aus. Da er dies im Training zuletzt öfter nicht getan hatte, war ich etwas verkrampft, was mir bei der Bewertung durch die Juroren auch angekreidet wurde.

Weiter ging es mit den Kontaktspielen und der Beißhemmung (maximal 40 Sekunden). Ich hatte Sammy dazu in Sitzposition gebracht und begann die Übung damit, ihn ruhig mit langen Handbewegungen zu streicheln. Anschließend schubste ich ihn wiederholt mit der Hand, um ihn zum Spielen zu animieren. Aus dem Spiel heraus leitete ich erneut eine Entspannungsphase ein. Bei den Kontaktspielen soll der Hund die zweite Beißhemmung zeigen, d. h. nicht die als Welpe erlernte Beißhemmung gegenüber Artgenossen, sondern die gegenüber Menschen. Im wilden Spiel wird das Beißen mehrmals vom Teamführer provoziert und der Hund soll zeigen, dass er sich an die Regeln hält und eben nicht zubeißt. Da Sammy das sog. burschikose Spiel (Anrempeln, Schubsen usw.) mit mir nicht so liegt, wollte er sich darauf nicht so recht einlassen. Beißen würde er mich sowieso nie. Erst, nachdem ich die Übung durch Heben der Hand beendet hatte (minimal 30, maximal 40 Sekunden), ließ er sich mehr auf das Spiel ein.

Beim Anhalten und den 6 Haltungswechseln (maximal 35 Sekunden) war ich unsicher, da diese Übung der Distanzkontrolle beim Obedience ähnlich ist. Sammy hatte mich bei unserer letzten Obedience-Prüfung ja gerade auch bei dieser Übung im Regen stehen lassen. Obendrein kam unmittelbar vor der Prüfung die Meinung auf, man dürfe bei dieser Übung keine Hörzeichen geben (was nicht stimmt). Ich hatte sie aber mit Hör- und Sichtzeichen geübt. Ich ließ die Hörzeichen dann dummerweise weg und bekam prompt Probleme, da Sammy sich nur auf mein Sichtzeichen hin aus dem Steh nicht ins Platz legte. (Beim Obedience sind ebenfalls Hör- und Sichtzeichen erlaubt und wir machen die Haltungswechsel von Anfang an so!) Da wurde ich dann etwas hektisch und verpatzte dadurch die Übung. Zwar wurden alle 6 Wechsel gezeigt, aber nicht in der vorgegebenen Reihenfolge. Außerdem übte ich Druck auf Sammy aus, nachdem er den Wechsel ins Platz zunächst nicht ausgeführt hatte. Statt Druck wäre aber mehr Motivation angezeigt gewesen, damit hätte ich Handlungskompetenz bewiesen.

Die drei Gruppenübungen bewältigten wir ohne Probleme, wobei Sammy vom Ballspiel vor seiner Nase schwer fasziniert war (ein Ball ist für ihn ja das Höchste), sich aber beherrschte. Auch das ihm vor die Nase gehaltene belegte Brötchen verfehlte nicht ganz seine Wirkung, ich hatte ihn aber unter Kontrolle.

Damit war der erste Teil der Prüfung bewältigt und wir konnten uns erst einmal dem Mittagessen widmen.

Teil 2

Im zweiten Teil der Prüfung begannen wir mit der Stimulation ohne Objekt in den Bereichen Akustik sowie Haltung und Bewegung. Während Sammy meiner akustischen Stimulation (10 Sekunden) aufmerksam und unablenkbar folgte, erlebte ich bei der Stimulation über Haltung und Bewegung ein mittleres Fiasko: Sammy begann unmittelbar nach dem Start „unablenkbar“ auf dem Boden zu schnüffeln. Da an den Vortagen mehrere Lind-Seminare stattgefunden hatten, bei denen die Teilnehmer öfter mal Futter verloren hatten, gab es im Vorführfeld diese eine spezielle Stelle – und genau an dieser war ich dummerweise gestartet. Völlig überrumpelt von Sammys Schnüffelaktion zögerte ich zu lange, ihn da wieder herauszuholen. Schließlich fiel mir dann nichts Besseres ein, als ihn mit „Komm“ anzusprechen. Als ich dann weitermachen konnte, war die vorgegebene Zeit (15 Sekunden) fast verstrichen.

Das Futterspiel (maximal 40 Sekunden), bei dem ein größeres Futterstück animiert und dadurch zur Spielbeute wird, klappte einwandfrei.


Noch besser wurde es dann beim Beutespiel (maximal 50 Sekunden). Diese Übung war ursprünglich unser größtes Problem, weil Sammy an jeglicher Spielbeute (bei Lind auch als Motivationsobjekt bzw. MO bezeichnet) in meiner Hand nicht anbeißen wollte. An diesem Punkt wurde deutlich, dass die Methoden von Ekard Lind wirklich funktionieren – Sammy zeigte ein engagiertes Beutespiel, in das ich 10 Elemente (4 sind mindestens gefordert) einbringen konnte. Allerdings muss ich zugeben, dass es mir nicht immer gelingt, Sammy für dieses Spiel so gut zu motivieren. Wenn ich mir aber unsere Anfänge anschaue und berücksichtige, dass wir nicht einmal drei Monate Zeit hatten, an diesem Problem zu arbeiten, sind die Fortschritte gewaltig. Und das Ende der Fahnenstange ist ja noch nicht erreicht…


Beim Zurückbringen und Beutetausch (maximal 10 Sekunden) schoss ich mir ein Eigentor, indem ich Sammy beim Zurückbringen mit den Worten „Komm komm komm“ motivierte. Zwar ist „Komm“ für Sammy kein Hörzeichen, wurde aber als solches negativ gewertet.


Meine „Angstübung“ 3 x Aus (maximal 13 Sekunden) klappte an diesem Tag gut, vor dem dritten „Aus“ begann Sammy sogar richtig zu kontern. Bei ihm ist das Problem der Anbiss drei Mal kurz hintereinander, das Ausgeben hingegen klappt wie auf Knopfdruck. Da der Anbiss ursprünglich ja unser größtes Problem war, steigert es natürlich nicht gerade die Motivation, wenn er drei Mal am MO anbeißen und dieses sofort (aufgrund der knappen Zeitvorgabe) wieder ausgeben muss.


Bei der Paradeübung (maximal 40 Sekunden) schaute Sammy in der Phase des Wegschleichens einmal kurz weg, war ansonsten aber sehr konzentriert. In der Phase „Spannungshalt“, als ich einatmete, begann er vor Spannung regelrecht zu vibrieren. Auf mein Auslösesignal hin kam er pfeilschnell zu mir geschossen und wurde mit dem zur Stimulation verwendeten Futterstück belohnt. Eine sehr schöne Übung!


Mit der Übung Spiel und Stopp (maximal 30 Sekunden) hatten wir keine größeren Probleme. Der Teamführer spielt dabei mit dem Hund mit Futter oder MO und stoppt ihn aus dem Spiel heraus drei Mal mithilfe des geistigen Zügels. Der Hund soll dann jeweils drei Sekunden lang stehend verharren. Anschließend wird das Spiel fortgesetzt.

Teil 3

Die abschließenden beiden Gruppenübungen, bei denen sich alle teilnehmenden Teams gleichzeitig im Korridor bzw. Vorführfeld befinden, fielen uns leicht, da Sammy weder mit Menschen noch mit Hunden irgendwelche Probleme hat. Somit war die Prüfung für uns erfolgreich beendet.

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Später folgte dann die Siegerehrung, bei der mir eine Urkunde als Nachweis für die bestandene Prüfung überreicht wurde. Für Sammy gab es etwas Leckeres zum Knabbern.

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Nächstes Mal lassen wir die dummen Fehler weg und haben noch mehr Spaß zusammen!

(Alle Fotos stammen von Rainer Sydow.)