Yogi 2013 – 2014

Am 29. September 2013 feierte mein kleiner Dalmatiner seinen ersten Geburtstag. Es war ein Jahr voller Höhen und Tiefen gewesen, in dem Yogi sich von seiner besten, leider aber auch von seiner schlechtesten Seite zeigte. Er gab mir viel zu denken und machte mir auch zu Beginn des neuen Jahres Ärger.

Happy Birthday Yogi

In Yogis Geschichte hatte ich zum Tag seines Einzugs im November 2012 geschrieben:

Im Haus nahm Yogi zielstrebig den Weg in das Körbchen, das ich für ihn bereitgestellt hatte. Ich verabschiedete meine Bekannte und begleitete sie, ohne groß nachzudenken, an die Tür. Wir wunderten uns später beide, dass von Yogi kein Ton zu hören gewesen war. Als ich zu ihm zurückkam, spielte er mit dem Spielzeug in seinem Körbchen.

Yogi kannte keine Verlustangst. Auch zeigte er keinen Folgetrieb. Normalerweise läuft einem ein Welpe in diesem Alter auf Schritt und Tritt hinterher – nicht so Yogi.

An seinem Verhalten war vieles von Anfang an nicht normal. Yogi konnte nicht nur alleine bleiben, er wollte es. Am liebsten ging er alleine auf Erkundungstour, sei es im Garten oder im Haus. Auch bei unseren Spaziergängen (entweder zusammen mit Sammy und Buck oder auch alleine) deutete er früh an, das er lieber seine eigenen Wege gehen wollte.

Es wurde schnell schwierig, ihn draußen im Freilauf zum Herankommen zu bewegen. Die ersten Wochen klappte das sehr gut – er kam angeflitzt und holte sich sein Leckerli ab. Oder ich spielte kurz mit ihm. Er wurde beim Herankommen auch kräftig gelobt und nie direkt angeleint, damit er nicht lernt, dass der Spaß mit dem Herankommen immer vorbei ist.

Yogi gibt Gas

Yogi losgelassen

Was nie funktioniert hatte, war, sich zu verstecken oder wegzulaufen, wenn er draußen unaufmerksam war. Yogi vermisste mich ja nicht. Und das betraf nicht nur mich: Es war ihm ebenso gleichgültig, wo sich Sammy und Buck befanden.

Sein Verhalten wurde zum Problem, als er nach einem Spaziergang erstmals nicht wieder zurück ins Auto wollte. Mein Kommando zum Heranrufen ignorierte er. Ihn interessierte kein Leckerli, kein Spielzeug. Ihm war egal, was ich tat, ihm war egal, was die anderen beiden Hunde taten. Zu diesem Zeitpunkt war er ca. 12 Wochen alt.

Ich musste meine grauen Zellen anstrengen, um ihn dazu zu bewegen, heranzukommen und mit uns nach Hause zu fahren. Vorerst gelang mir das noch, aber es wurde von Mal zu Mal schwieriger, da Yogi dieses Verhalten ab da regelmäßig zeigte. Einmal setzte ich mich in dieser Situation sogar versuchsweise ins Auto und fuhr außer Sicht – auch das beeindruckte ihn nicht!

Yogi

Yogi wird erwachsen

In der Folgezeit begann ich, ihn nur noch draußen zu füttern, und zwar aus dem Futterbeutel. Er musste also stets herankommen, wenn er etwas zu fressen haben wollte. Das war zumindest meine Überlegung gewesen. Die ersten paar Mal funktionierte es auch, ehe Yogi sein Verhalten dementsprechend anpasste. Ab da beschloss er nach ein paar Brocken Futter, dass er für diesen Tag genug gehabt hatte – und war wieder weg. Ich probierte es noch einige Zeit mit dieser Methode, doch Yogi wäre lieber verhungert, als dass er sich draußen „ausgebremst‟ hätte.

Nächster Versuch: Schleppleinentraining. Freilauf wurde ganz gestrichen, Yogi blieb draußen immer an der Leine. Zum Üben verwendete ich eine 10-Meter-Schleppleine. Sobald er sich ein paar Meter von mir entfernt hatte, rief ich ihn heran. Kam er, wurde er mit Futter, Spiel oder Lob bestätigt. Kam er nicht, rannte er in die Leine. Dumm nur, dass ihm Letzteres nichts ausmachte. Dafür kugelte er mir beinahe die Schulter aus, als er unvermittelt zum Spurt hinter mich ansetzte. Auch rannte er so heftig in die Leine, dass ich, der ich kein Leichtgewicht bin, einmal einen halben Meter nach vorne gerissen wurde. Meine Schulter tat weh, meine Arme taten weh. Yogi arrangierte sich mit der Schleppleine, indem er sie einfach ignorierte.

An der kurzen Leine zog er wie die meisten Dalmatiner stark. Es war also generell kein Vergnügen, mit ihm Gassi zu gehen. Zumal er auch immer wieder abrupt in die Leine sprang, jeweils in unterschiedliche Richtungen. Ich übte daher viel die Leinenführigkeit nach dem Stop-and-Go-Prinzip: Sobald sich die Leine zu spannen begann, blieb ich so lange stehen, bis sie wieder locker durchhing. Yogi verstand dieses Prinzip auf Anhieb. Sobald ich aber auch nur einmal nicht direkt stehenblieb, hing er sofort wieder voll in der Leine.

Ein klein wenig besser wurde es mit der Leinenführigkeit, aber während dieses Training bei Sammy ein paar Wochen beansprucht hatte, wird Yogi wohl Jahre brauchen, ehe er nicht mehr zieht. Falls er es je lassen sollte. (Buck zog von Anfang an nicht an der Leine und tut es bis heute nicht.)

Yogi hat Spaß

Zu Hause ist er lieb und sehr anhänglich

Im Februar 2013 meldete ich uns zu einem Team-Balance-Kurs an. Yogi hatte Spaß und machte mir Freude. In der Folgezeit trainierte ich Obedience mit ihm. Yogi lernt schnell, er ist äußerst intelligent. Er zeigt das Gelernte auch gerne. Besser geht es eigentlich nicht!

Doch Yogi wurde älter, er wurde geschlechtsreif und die Probleme mit ihm nahmen zu. Während der Pubertät ließ er wenig aus, um sich bei mir unbeliebt zu machen: Die Tapete hing in Fetzen von den Wänden, die Holztäfelung war ruiniert, meine Stiefel konnte ich wegschmeißen. An Hundesport war nicht zu denken, Yogi konnte sich nicht mehr konzentrieren.

Da das Schleppleinentraining nicht fruchtete, gab ich es nach längerer Zeit auf. Die Schmerzen, die Yogi mir dabei verursachte, waren einfach nicht tragbar, zumal sie mich auch bei meiner Arbeit behinderten. Da sein Verhalten an der 5-Meter-Flexi-Leine nicht besser war, musste er draußen schließlich an der kurzen Leine laufen.

Nach Monaten, in denen ich ihm keinen Freilauf gewährt hatte, probierte ich es erneut. Kaum war er abgeleint, begann Buck, ihn zu jagen, und Yogi war weg. Daraus folgerte ich, dass womöglich Buck das Problem war. Bei meinem nächsten Versuch leinte ich daher Buck an, als ich Yogi ableinte. Und siehe da, es funktionierte! Yogi blieb stets in der Nähe, ließ sich problemlos heranrufen und am Ende des Spaziergangs anleinen, als ich die Hunde im Auto verstauen wollte.

In mir keimte Hoffnung! Ich wiederholte diesen Versuch mehrmals, und immer ging es gut. Yogi durfte draußen endlich wieder frei laufen!

Yogi im Wald
Yogi im Wald

Yogis Geschichte hätte dieses Happy-End verdient gehabt, doch leider kam es anders. Eines Tages im Dezember 2013 war Yogi wieder ohne Leine unterwegs, als er wenige Meter abseits von einem Waldweg die Überreste dessen fand, was ein Jäger dort von seiner Jagdbeute zurückgelassen hatte – ein paar Knochen mit Fleischresten daran. Ab durch die Mitte damit! Ich konnte ihn dann aber bald heranrufen.

Bei einem weiteren Spaziergang an einem anderen, weit entfernten Ort wiederholte sich dieses Szenario. Yogi fand erneut wenige Meter abseits von einem geschotterten Spazierweg unweit eines Hochsitzes fleischige Knochen. Offensichtlich hatte ein weiterer Jäger dort Wildüberreste liegen gelassen. Diesmal waren die Folgen gravierender als beim ersten Vorkommnis: Yogi lief mit seiner Beute außer Sicht. Ich hatte zunächst keine Ahnung, wo er war. Dann sah ich ihn – weit weg, unweit der stark befahrenen Landstraße. Doch sobald ich näher kam, lief er weiter weg. Irgendwann hatte er genug von den Knochen. Er realisierte, dass ich leckeren getrockneten Pansen dabei hatte, den er gerne haben wollte.

Dieser „Ausflug‟ war 2013 Yogis letztes Mal ohne Leine.

Yogi mit Sammy

Yogi mit Sammy im Dezember 2013

Am 1. Januar 2014 traf ich mich mit den Besitzern von Yogis Schwester und Bruder zu einem gemeinsamen Spaziergang. Auch die Züchterin aus Hülben mit Yogis Mutter und Schwester war mit von der Partie. Bei früheren Gelegenheiten hatte Yogi mit seinen Geschwistern gespielt und war in der Nähe geblieben. Das war diesmal anders – er lief gleich drei Mal weg.

Yogis Züchterin, Sonja Scheu, machte mir den Vorwurf, nicht in der Lage zu sein, Yogi zu erziehen. Oder mich nicht ausreichend um ihn zu kümmern. Das fand ich starken Tobak.

Wenn Yogi ein „normaler‟ Hund wäre, hätte meine Erziehung bei ihm Ähnliches bewirken müssen wie bei Buck, der nur wenig älter ist. Buck zeigt einen tollen Gehorsam und ist in jeder Alltagssituation sicher. Auf Yogi trifft das genaue Gegenteil zu! Dabei hatte ich für seine Erziehung sogar wesentlich mehr Zeit aufwenden können und auch die übrigen Umstände waren viel günstiger.

Yogi mit Buck

Yogi mit Buck

Die Besitzerin der Hundepension, in der ich ihn 2013 zusammen mit Sammy und Buck untergebracht hatte, berichtete mir von seinem ungewöhnlichen Verhalten. Yogi war mit den anderen Pensionshunden zusammen auf ihrem eingezäunten großen Grundstück. Es gelang ihr nicht, ihn heranzurufen, als sie den Hunden im Haus ihr Futter geben wollte. Yogi sprang als einziger weiter draußen herum, so als wäre er taub. Ein solches Verhalten ist leider typisch für ihn.

Weitere Auffälligkeiten: Yogi frisst gut, bleibt aber zu dünn. Er pinkelt oft minutenlang – ähnlich wie seinerzeit Pino aufgrund seiner Nierenerkrankung. Ich hoffe, dass bei meinem kleinen Dalmatiner nicht noch mehr im Argen liegt! Einer seiner Brüder ist ja bereits gestorben und eine seiner Schwestern hat ebenfalls gesundheitliche Probleme.

Dalmatiner haben übrigens anscheinend einen schlechten Ruf. Ein Bekannter, dem ich erzählte, dass ich einen solchen habe, meinte dazu nur: „Die sind doch alle total durchgeknallt.‟ Keine Ahnung, woher er Yogi kannte 😉

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