Sammys Obedience-Prüfung 2012

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Oktober 2012
Klasse 2: Hervorragend

Am Samstag, den 6. Oktober startete ich mit Sammy bei der Herbstprüfung des VfH Weilheim. Richterin war Angela Borkhart, Ringsteward Katrin Wolf.

Ich hatte Sammy letzten Herbst wegen seiner durch eine Autoimmunerkrankung verursachte Arthritis in den Zehen und wegen seiner neurologischen Probleme, deren Ursache nicht gefunden wurde, bereits in Rente geschickt. Während unseres Sommerurlaubs trat ein erneuter Arthritisschub auf, den ich mit Kortisontabletten behandelte. Aufgrund der Erfahrungen der vergangenen Jahre setzte ich das Medikament nicht mehr ab und werde es möglicherweise dauerhaft geben. Als Folge der Medikamentengabe war Sammy im ersten Obedience-Training nach dem Urlaub fitter als erwartet, sodass ich mich kurzfristig zur Teilnahme an der Prüfung entschloss. Ich hatte Lust dazu, wieder einmal eine Prüfung zu laufen, und wollte außerdem gerne die negative Erinnerung, die sich mir durch die im Vorjahr in Weilheim nicht bestandene Prüfung — unsere bisher einzige nicht bestandene Prüfung — eingeprägt hatte, auslöschen. Die Zielvorgabe war somit, die Prüfung zu bestehen und Spaß zu haben. Ich trainierte daher vor der Prüfung diesmal nicht, da Sammy alle Übungen der Klasse 2 seit 2010 beherrscht und wir vor dem Urlaub regelmäßig am Obedience-Training im Verein teilgenommen hatten.

Am Morgen der Prüfung war ich sehr nervös — so nervös wie schon lange nicht mehr bei einer Hundesportprüfung. Ich war unsicher und befürchtete, Sammy könnte sich wie im Vorjahr komplett verweigern. Mit Bedacht war ich erst relativ kurz vor Prüfungsbeginn um 9 Uhr vor Ort eingetroffen, um ein zusätzliches Anheizen der Nervosität, wie es durch die lange Warterei oft entsteht, zu vermeiden. Mir wurde dennoch gesagt, ich sähe bleich aus, was vermutlich stimmt, da es mir nach einer eben erst überstandenen Magen-/Darmgrippe ohnehin nicht besonders gut ging.

Die Starter der Klasse 2 waren in zwei Gruppen eingeteilt und eröffneten mit ihren Gruppenübungen die Prüfung. Ich war mit Startnummer 11 in der ersten Gruppe. Wie gewohnt, schnitten wir bei den beiden Gruppenübungen — 2 Minuten Sitzen mit Blickkontakt und 3 Minuten Abliegen ohne Sichtkontakt — vorzüglich ab und wurden mit 10 und 9,5 Punkten bewertet.

Zu Beginn unserer Einzelübungen gab ich wie üblich meine beiden Apportel, Metall und Holz, am Richtertisch ab und nahm das Hölzchen für die Geruchsunterscheidung an mich. Ich hatte mich spontan für das Holz- statt für das Kunststoffapportel entschieden, das wir sonst immer genommen hatten, obwohl wir damit schon lange nicht mehr geübt hatten. Ich führte Sammy außerdem die ganze Prüfung über an einer neuen schwarzen Leine und nicht an seiner alten blauen, die wir all die Jahre hindurch immer verwendet hatten, so als ob der Fluch unseres wiederholten Beinaheerfolgs beim Erreichen der Wertnote Vorzüglich in Klasse 2 damit zu tun gehabt hätte…

Leonhard mit Sammy 2012

Mit Sammy (2005-2014)

Schon bald nach dem Angehen in der Freifolge bemerkte ich, dass Sammy sehr gut in der Position war, er war konzentriert wie nie und hielt den Blickkontakt. Als er im Slalom die Position weiter hielt und nicht wie gewohnt nachzuhängen begann, konnte ich das noch gar nicht richtig einordnen. Aber langsam begann ich, den Applaus der Zuschauer zu registrieren. Freifolge: 9 Punkte, unser bestes Ergebnis in dieser Klasse.

Der Dämpfer kam beim Sitz und Platz aus der Bewegung im Viereck, als Sammy in sein früheres Prüfungsverhalten zurückfiel. Zwar zeigte er beide Positionen schön — ich gab für das Sitz eine völlig überflüssige Körperhilfe —, die Fußarbeit aber war schlampig, er hing nach und blieb nach dem letzten Linkswinkel einfach sitzen, was ich erst bemerkte, als ich auf das Kommando „Anhalten“ des Ringstewards hin anhielt und den Hund vergeblich neben mir suchte. Ich rief ihn dann heran. Resultat: 6 Punkte.

Auf diesen folgte der nächste Dämpfer, der aber auch auf meine Risikobereitschaft zurückzuführen sein konnte. Beim Abrufen mit Steh vermied ich anders als in der Vergangenheit das Doppelkommando aus Hör- und Sichtzeichen und gab stattdessen nur das Hörzeichen. Sammy kam in atemberaubendem Tempo angeflogen (was für ein Unterschied zu seinem Tempo in den letzten Jahren!) und warf sich auf mein Kommando „Stopp“ hin genau an der richtigen Position ins Platz. DAS hatte er noch nie gemacht, auch nicht im Training. 0 Punkte für diese Übung. Es gab dennoch Applaus vom Publikum, das offenbar zunehmend mitfieberte.

Die beiden Patzer machten mir nichts aus. Ich war mir sicher, dass wir die Prüfung dennoch bestehen würden. Weiter ging es mit der Übung Voraussenden in ein Viereck mit Hinlegen. Unsere Ausführung war perfekt und wurde mit der Höchstnote von 10 Punkten bewertet.

Der Apport über die Hürde war bis auf den nicht ganz sauberen Abschluss so gut wie lange nicht mehr: 9,5 Punkte. Dasselbe galt für den Metallapport: 9,5 Punkte. Und für die Geruchsunterscheidung, ebenfalls 9,5 Punkte. Alle Übungen wurden von Applaus begleitet, was ich halb bewusst wahrnahm. Normalerweise blende ich bei Prüfungen alles um mich herum vollständig aus.

Den krönenden Abschluss stellte die Übung Kontrolle auf Distanz dar, die wir so perfekt wie noch nie vorführten: 10 Punkte und noch mehr Applaus. Der Umgang Mensch-Hund wurde ebenfalls mit 10 Punkten bewertet.

Bei der abschließenden Urteilsverkündung und -begründung 😉  durch die Richterin hatte ich mich bereits auf ein weiteres „Sehr gut“ eingestellt. Ein wenig enttäuscht war ich schon, obwohl Sammy meine Erwartungen übertroffen hatte und ein sehr gutes Ergebnis in Klasse 2 wirklich keine Schande ist. Nach der mageren Punktausbeute in Übung 4 und der Nullnummer in Übung 5 (theoretisch -40 Punkte) hätte ich niemals mit dem gerechnet, was Angela Borkhart am Ende ihrer Worte verkündete: 258,5 Punkte, wenn ich richtig gerechnet habe, und ein Vorzüglich.

Ich konnte es minutenlang nicht glauben und war wie benebelt. Vereinskameraden kamen, um mir zu gratulieren, drückten und umarmten mich. Als mir schließlich klar wurde, dass ich mit Sammy das ferne Ziel am Horizont erreicht hatte, nämlich in die höchste Obedience-Klasse 3 aufzusteigen, kamen mir die Tränen. Ich schämte mich dafür nicht. Der kleine tapfere Bursche an meiner Seite, der immer versucht hatte, die in ihn gesetzten Erwartungen zu erfüllen, mit dem ich so viel erlebt und durchlebt und der darüber seine gute Laune nie verloren hatte, hatte allen bewiesen, dass er trotz seines schweren Handicaps Höchstleistungen erbringen konnte und den Vergleich nicht zu scheuen brauchte. Wir haben es wirklich geschafft!

Ergebnis: 258,5 Punkte, Wertnote „Vorzüglich“, Platz 2 bei 8 Startern.