Sammys Geschichte, Teil 2 (die Krankheit)

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Es begann bereits 2007, als Sammy 1 1/2 Jahre alt war. Kurz vor der Begleithundeprüfung begann er plötzlich stark zu hinken. Nach dem Umweg über mehrere Tierärzte, die keine plausible Ursache dafür feststellen konnten, unternahmen wir einen weiteren Versuch bei Dr. Roth in Reutlingen-Ohmenhausen. Eine Blutuntersuchung ergab einen erhöhten Rheumafaktor. Bei der Untersuchung der Gelenke zeigte sich eine Auffälligkeit an den Zehengelenken. An der rechten hinteren Pfote war es besonders schlimm. Betroffen sind die Zehengelenke beider Hinterpfoten sowie der Vorderpfoten. Die der Vorderpfoten zum Glück weniger stark. An diesem Bild hat sich bis heute nichts geändert.

Die Ursache für diese Erkrankung, eine Polyarthritis (poly deshalb, weil mehrere Gelenke betroffen sind), ist ein gestörtes Immunsystem. Es handelt sich somit um eine Autoimmunerkrankung. Ich selber habe den Verdacht, dass die Darmparasiten (Kokzidien) dabei eine Rolle gespielt haben könnten, die sich Sammy als Junghund eingefangen hatte und an denen er fast gestorben wäre. Genetische Ursachen kommen dafür aber auch infrage. Sammys Schwester Mona, zu deren Besitzerin ich eine Zeit lang Kontakt hatte, ist allerdings gesund.

Zunächst empfahl uns Dr. Roth, es mit einer homöopathischen Behandlung zu versuchen. Diese brachte jedoch leider nicht den gewünschten Erfolg. Auch die Physiotherapie brachte uns letztendlich nicht weiter. Nichtsdestotrotz konnte Sammy ein relativ normales Leben leben, das nur bei Wetterumschwüngen stärker beeinträchtigt war. Da dies nicht zu übersehen war, wurde er zu diesen Zeiten besonders geschont. Nach kurzer Zeit nahmen die Beschwerden offensichtlich wieder ab und das Leben ging weiter.

In dieser Phase betrieben wir weiter Hundesport, d. h. Obedience. Nach unseren Erfolgen in der Beginner-Klasse und in Klasse 1 gelang uns 2009 schließlich der Aufstieg in Klasse 2. Im Oktober 2012 erreichten wir mein im Laufe von Sammys Leben wiederholt nach oben geschraubtes Ziel, nämlich den Aufstieg in die höchste Obedience-Klasse 3.

Das Ende der relativ unbeschwerten Phase kam Ende Oktober/Anfang November 2010. Zunächst schickte der Winter seine Vorboten, danach wurde es unnatürlich warm und anschließend wieder jahreszeitgemäß kälter. Diese Wetterwechsel steckte Sammy diesmal nicht mehr weg. Statt eines gelegentlichen Schmerzlauts, den er früher geäußert hatte, schrie er jetzt auf, wenn er z. B. von seinem Hundebett aufsprang oder auch wenn er ins Auto oder aus dem Auto sprang. Dabei blieb es allerdings nicht. Eines Tages stellt ich eine blutige Wunde an seiner rechten Hinterpfote fest. Zunächst dachte ich an eine Verletzung und desinfizierte die Stelle. Um das Belecken der Wunde zu unterbinden, zog ich ihm einen Hundeschuh an, da dieser die Stelle abdeckte. Dann entdeckte ich eine ähnliche Verletzung an der linken Hinterpfote. Es zeigte sich, dass Sammy es war, der sich diese Verletzungen selbst zufügte: Er biss sich die Gelenke blutig.

Jetzt war klar, dass sofort gehandelt werden musste. Ich vereinbarte einen Termin bei Dr. Roth. Wie dieser mir schon bei den anfänglichen Untersuchungen gesagt hatte, würden wir irgendwann nicht mehr um die Gabe von Kortison herumkommen, falls keine Besserung einträte. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf fuhr ich am 5. November nach Reutlingen, um Sammy untersuchen zu lassen. Wie vermutet, hatte sich die rechte Hinterpfote, die von Anfang an am stärksten betroffen war, weiter verschlechtert. Die Beweglichkeit der Zehen an dieser Pfote ist bereits eingeschränkt. Das gilt auch für die linke Hinterpfote, die aber wie gehabt weniger stark betroffen ist. Die Vorderpfoten schienen weitgehend in Ordnung zu sein.

Zur Behandlung der akuten Entzündung bekommt Sammy eine Woche lang Prednisolon, ein Kortikoid. Anschließend soll es dann ausgeschlichen werden. Im Idealfall sind die Symptome danach ganz weg, was bedeutet, dass wir das Kortison nur im Akutfall geben müssten. Treten die Symptome hingegen ab einer bestimmten niedrigeren Dosierung wieder auf, bedeutet das u. U. die lebenslange Gabe von Kortison in einer ausreichend hohen Dosis. Die Nebenwirkungen von Kortison in Tablettenform, also nicht lokal angewendet, wie etwa bei Asthma-Sprays beim Menschen, sind hinlänglich bekannt und beim Tier nicht weniger gravierend als beim Menschen. Die zweite Variante macht mir Sorgen, hat Sammy in seinem bisherigen Leben doch schon einiges durchmachen müssen:

  • 2006 erkrankte er als Junghund an Kokzidien, magerte bis aufs Skelett ab und wäre daran fast gestorben. Es dauerte Jahre, bis er sich davon vollständig erholt hatte.
  • 2007 kündigte sich bereits die Arthritis an.
  • 2009 wurde Sammy zwei Mal kurz hintereinander von zwei verschiedenen Hunden gebissen. Eine der Wunden aus dem zweiten Beißvorfall musste geklammert werden. Sammy hat hiervon Narben zurückbehalten, nicht nur körperlich.
  • 2010 musste er im September und Oktober jeweils in Vollnarkose gelegt und operiert werden, um einen eitrigen, kariösen Backenzahn zu retten. Kaum war das bewältigt, flammte seine Arthritis so stark auf, dass sie nunmehr medikamentös behandelt werden muss.
  • Im Herbst 2011 trat ein schwerer Arthritisschub auf, der erneut mit Prednisolon behandelt werden musste. Einige Zeit danach zeigten sich neurologische Ausfallerscheinungen, deren Ursache nicht gefunden werden konnte. Sammy fiel im Stehen um und konnte nicht mehr laufen. Später wurde obendrein noch eine beidseitige Ohrenentzündung festgestellt und behandelt.
  • Im Februar 2012 trat ein weiterer Arthritisschub auf, der eine Behandlung mit Prednisolon unumgänglich machte.
  • Im November 2012 erkrankte Sammy an Zwingerhusten, der eine Lungenentzündung nach sich zog.
  • Im März 2013 entzündete sich eine kleine Bissverletzung schwer.
  • Im Mai 2013 vergiftete Sammy sich, vermutlich durch ein Pflanzenschutzmittel.
  • Im März 2014 trat zuerst eine schwere Spondylose auf, ehe im April 2014 ein schnell wachsender Tumor in Sammys Nase keinen Raum mehr für Hoffnung ließ: Sammy wurde am 8. April 2014 von der Tierärztin von seinen Leiden erlöst.
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