Sammy – ein Nachruf

Sammy 2005 – 2014

2005 war ein schlimmes Jahr für mich gewesen. Es war das Jahr, in dem im Januar meine Mutter starb. Im Dezember desselben Jahres kam Sammy zu uns: ein 16 Wochen alter Magyar Vizsla – fröhlich, verspielt, ulkig, der Inbegriff von Lebensfreude!

Für mich ging die Sonne wieder auf, und sie schien bis zum nächsten schlimmen Jahr: 2014, das Jahr in dem Sammy mich wieder verlassen musste.

Sammy (5.8.2005-8.4.2014)

Hundesport

Dazwischen teilten wir unser Leben – die schönen und die weniger schönen Stunden. Mit Sammy kam ich zum Hundesport, der uns beiden viel Freude machte. Unvergessen die Tage bei der swhv-Verbandsmeisterschaft 2010 in Freiburg, die auch abseits vom Wettkampf sowohl für Sammy als auch für mich sowie für Pino, der mitgekommen war, ein Erlebnis war.

Oder die Team-Balance-Trainerausbildung, bei der Sammy mir so viel Vertrauen entgegenbrachte, unsere anschließende Team-Balance-Prüfung in Altrip sowie unser Team-Balance-Infoabend, bei dem Sammy zum Abschluss seinen ersten Auftritt hatte.

Oder der Aufstieg in die höchste Obedience-Klasse 3. Wir hatten so hart dafür gearbeitet!

Einschnitte

2012 war ein für Sammy wie auch für mich einschneidendes Jahr. Im März machte sich ein Chesapeake Bay Retriever-Welpe namens Buck hier breit. Im April zerbrach meine langjährige Beziehung und ich stand mit Sammy, Pino und Buck alleine da. Im September musste uns dann Pino verlassen: mein erster eigener Hund, der mich seit 1998 begleitet hatte. Auch 1998 war ein Schicksalsjahr für mich gewesen: In diesem Jahr starb mein jüngerer Bruder.

Sowohl Pino 1998 als auch Sammy 2005 haben mich ein wenig gerettet – vor dem Grübeln, den trüben Gedanken und den Zweifeln am Sinn des Lebens. Beide waren einfach unwiderstehlich in ihrer Direktheit, ihrer Unbekümmertheit und Lebenslust. Und beide konnten ganz große Clowns sein!

Sammy litt sehr darunter, dass Pino nicht mehr da war. Mir selber ging es nicht anders. So ließ ich mich dazu verleiten, Yogi anzuschaffen. Sammy mochte den Dalmatiner-Welpen gar nicht, während Buck von ihm begeistert war.

Sammy und Buck verstanden sich gut, zwischen den beiden gab es nie Probleme. Allerdings hätte Buck gerne mehr und wilder mit ihm herumgetobt, was Sammy aufgrund seiner Arthritis nicht möglich war.

Als Yogi ungefähr ein Jahr alt war, änderte Sammy seine Haltung ihm gegenüber und die beiden wurden dicke Freunde. Wenn ich sie zusammen im selben Körbchen liegen sah, Sammy eifrig damit beschäftigt, Yogi die Ohren abzuschlabbern, erinnerte mich das sehr an Sammy und Pino.

Leider änderte auch Buck seine Haltung Yogi gegenüber – 2014 fügte er ihm aus mir unbekanntem Grund mehrere Bisswunden zu, nachdem er ihn im Vorjahr schon einmal attackiert hatte.

Sammy hielt sich aus Auseinandersetzungen heraus, so wie er es schon immer getan hatte. Allerdings war er anderen Hunden gegenüber nicht mehr so nachsichtig wie früher. Weder im eigenen Rudel noch außerhalb ließ er Zweifel daran, wenn ihm etwas nicht passte. Buck und Yogi respektierten das.

Die letzten Wochen

Mitte März 2014 äußerte Sammy erstmals Schmerzen beim Aufstehen. Am selben Tag war er mittags noch mit Buck draußen herumgetobt. Nachmittags ging es ihm dann schlecht. Damals dachte ich mir noch nicht viel dabei – vielleicht irgendwo dagegen gerannt, oder seine (von der Arthritis betroffenen) Zehen taten ihm weh. Da er allerdings starke Schmerzen zu haben schien, gab ich ihm ein Schmerzmittel.

Am Tag darauf hatte er immer noch Schmerzen. Ich gab ihm Kortison, da ich mir sicher war, dass ihn die Arthritis wieder plagte. Nach ein paar Tagen schien es ihm besser zu gehen. Bis zu dem Moment, als er in Yogis Gitterbox lag und aufzustehen versuchte. Er schrie vor Schmerz laut auf, geriet in Panik und sprang aus der Box heraus. Dabei blieb er mit zwei Krallen an den Gitterstäben hängen und riss sich die Krallen komplett heraus. Ich versorgte die Wunden, so gut es ging.

Am nächsten Tag fanden wir uns frühmorgens beim Tierarzt ein. Sammy bekam an der Vorder- und Hinterpfote jeweils einen dicken Verband und neue Hundeschuhe, die er draußen ab sofort tragen musste. Leider kümmerte sich die Tierärztin jedoch gar nicht um die Ursache für seine Schmerzen. Daher wechselten wir zu einer anderen Tierarztpraxis, als es Sammy zunehmend schlechter ging.

Es folgten weitere Tierarztbesuche und immer noch mehr Medikamente. Zuletzt bekam Sammy täglich zwei verschiedene Antibiotika, antibiotische Augentropfen, ein Asthmamittel, Schmerzmittel. Isotonische Kochsalzlösung benutzte ich zum Befeuchten seiner völlig ausgetrockneten Nase.

Der letzte Kampf

Am 1. April ging es Sammy so schlecht, dass die Tierärztin dachte, er würde nicht überleben (wie sie mir später sagte). An diesem Tag sah ich in seinen Augen, dass er nicht mehr wollte. Aber ich konnte ihn noch nicht gehen lassen, und mir zuliebe lebte er weiter. Mir war schlagartig klar geworden, dass ich mich auf das Schlimmste vorbereiten musste!

In den Folgetagen wurde Sammy mit Kortisonspritzen und Schmerzmitteln behandelt und erholte sich. Wir erlebten gemeinsame Momente, in denen es ihm fast gut ging. Er konnte beim schönen Wetter mit hinaus in die Natur, watschelte mit seinen Hundeschuhen brav mit uns mit (natürlich nur eine ganz kurze Wegstrecke) und nahm am Leben teil.

Die letzten Fotos

Am 7. April fuhr ich mit ihm und Buck ins Grüne, um Abschiedsfotos zu machen. Ich habe Sammy so viele tausend Male fotografiert, trotzdem kann ich mich an ihm nie satt sehen. Und Sammy liebte es, zu „modeln‟. Er nahm noch einmal alle Kraft zusammen, ich fotografierte ihn und Buck, wir spazierten ein wenig in der Gegend herum und fuhren danach wieder nach Hause.

Dort ging es Sammy dann nicht mehr gut. Er äußerte wieder Schmerzen, sobald er sich in seinem Körbchen bewegte oder aufzustehen versuchte. Ich gab ihm sein Schmerzmittel, doch es wurde nicht besser. Obendrein atmete er schwer – trotz des Asthmamittels. Beides bekam er mittlerweile in Höchstdosierung. Der Tumor in seiner Nase war so schnell gewachsen, dass man es mittlerweile auch sehen konnte.

Ich wusste, dass alle sinnvollen Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft waren. Nichts konnte ihn mehr retten. Ich musste ihm jetzt weiteres Leid ersparen.

Der letzte Tag

Der 8. April, ein Dienstag, brach an. Ich hatte bereits in der Vorwoche für 11.30 Uhr einen Termin beim Tierarzt gemacht. Wir fuhren zu Hause los. Draußen war es dunkel und trüb. Als wir das Behandlungszimmer betraten, begrüßte mich die Tierärztin mit der Bemerkung, Sammy sehe doch ganz gut aus – sichtlich bemüht, Optimismus zu verbreiten. Ich konnte ihr nicht antworten. Die Tränen liefen mir übers Gesicht. Mit Mühe erklärte ich ihr, dass ich beschlossen hatte, Sammy zu erlösen.

Nachdem alles vorbei war, ging ich mit Buck und Yogi Gassi. Mittlerweile hatte es zu regnen begonnen. Ich wurde völlig durchnässt, aber das war mir egal. Ich war wie betäubt. Mir war kotzübel.

Nachdem wir wieder zu Hause waren, änderte sich das Wetter. Es wurde hell und freundlich, die Sonne schien. Sammy hatte seinen Frieden gefunden, er war über die Regenbogenbrücke gegangen!

Den Rest des Tages verbrachte ich damit, Freunde und Bekannte über Sammys Tod zu informieren, mich irgendwie zu beschäftigen. Buck tröstet mich. Er wollte schon immer in Sammys Fußstapfen treten – jetzt darf er es versuchen!

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